ADHS – Für ein anderes Lernen im Schulalltag
- Wie Menschen mit ADHS denken und lernen
- ADHS – Strategien für Lehrkräfte
- ADHS & Hyperfokus
- ADHS und das Schulsystem
- Vorurteilen gegenüber ADHS begegnen – das kannst du tun
- Wie du deine Klasse ADHS-gerecht gestaltest
- Strategien für integrativen Unterricht mit ADHS-Kindern
- 1. Das Dopamin-System am Beispiel von ADHS
- 2. ADS und ADHS: Was Lehrer tun können
- 3. Die Bedeutung von Bewegung für Kinder mit ADHS
- Podcast zum Thema "ADHS"
ADHS ist die geläufige Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Sie ist eine Entwicklungsstörung, bei der sich in der frühen Kindheit bestimmte Bereiche des Gehirns anders entwickeln.
Dadurch kommt es zu einer veränderten Informationsverarbeitung und Wahrnehmung von Reizen. Dies zeigt sich in der Selbstregulation: Kinder mit ADHS haben es generell schwer,
- sich willentlich zu konzentrieren,
- sich zu organisieren und
- ihre Impulse entsprechend zu steuern.
Sie werden von Reizen förmlich überflutet und können diese im Gehirn nicht aktiv filtern. Bei Kindern führt das oft zu hyperaktivem Verhalten, begünstigt durch unseren modernen Lebensstil in geschlossenen Räumen, mit wenig Bewegung und viel Medienkonsum.
Es gibt auch eine Variante ohne ausgeprägte Hyperaktivität, diese wird dann als ADS, also Aufmerksamkeitsdefizitstörung, bezeichnet.
Dieser Blogpost möchte dir helfen, wenn du als Lehrerin oder Lehrer ein oder mehrere Kinder mit diagnostiziertem ADHS bzw. ADS unterrichtest. Damit die Inklusion gelingt, musst du allerdings zuerst genau verstehen, wie sich Menschen mit ADHS fühlen und welche Art von Unterstützung sie eigentlich brauchen.
Wie Menschen mit ADHS denken und lernen
Früher war es gängige Praxis, die ADHS als reines Verhaltensproblem zu sehen. Jeder kennt die Geschichte vom Zappelphilipp, solche und ähnliche diskriminierende Erzählungen prägten lange das gesellschaftliche Bild von hyperaktiven Kindern.
Entsprechend brachial und erfolglos waren die pädagogischen Versuche, das als problematisch gesehene Verhalten zu korrigieren. Erst in den letzten Jahren hat sich das Wissen über die komplexen, neurologischen Zusammenhänge im Gehirn etabliert.
Wichtig ist: ADHS ist nicht angeboren. Es gibt lediglich bestimmte genetische Dispositionen, die ihre Entwicklung begünstigen können.
Das menschliche Gehirn entwickelt sich zu großen Teilen in der Schwangerschaft und der frühen Kindheit. Wie diese Entwicklung verläuft, ist stark von Umweltfaktoren abhängig.
Mit anderen Worten: frühkindlicher Stress (z. B. durch psychische Krankheiten der Eltern, Bindungsprobleme, Gewalt, Krieg, Flucht etc.) kann das Gehirn so programmieren, dass bestimmte Schutzmechanismen und Bewältigungsstrategien aufgebaut werden. Viele davon finden sich in den Symptomen der ADHS wieder. Nachgewiesen ist dieser Zusammenhang aber nicht.
Halten wir fest: ADHS ist also weder rein genetisch verursacht, noch allein durch Umweltfaktoren. Fest steht nur, dass bestimmte Areale des Gehirns anders funktionieren. Doch wie gehst du am besten mit einem von ADHS betroffenen Kind um?
Kündigst du während deiner Probezeit, entstehen für dich keine Kosten.
ADHS – Strategien für Lehrkräfte
Für dich als Lehrkraft ist folgender Grundsatz wichtig: wenn ein Kind ADHS-typische Verhaltensweisen zeigt, tut es das immer, um sich selbst zu regulieren und mit äußeren Einflüssen umzugehen.
Es versucht, Stress, Leistungsdruck und Reizüberflutung zu bewältigen. ADHS ist nicht intentional und kein reines Verhaltensproblem. Betroffene Kinder merken auch, dass sie anders sind und leiden erheblich darunter.
ADHS Hyperfokus
Dabei können Menschen mit ADHS nicht unbedingt schlechter lernen. Unser Schul- und Lernsystem ist lediglich so aufgebaut, dass Kinder mit ADHS eher aus dem Raster fallen. Dabei verfügen Menschen mit ADHS über besondere Fähigkeiten: unter anderem den sogenannten Hyperfokus. Sie können sich stunden- oder tagelang in einer ganz bestimmten Sache vertiefen und darin außergewöhnliche Leistungen erzielen.
ADHS und das Schulsystem
Klar ist aber: unsere gesellschaftlichen Bedingungen erschweren ADHS-lern & ADHS-lerinnen den Alltag und führen bei ihnen zu einem deutlich höheren Risiko für Depressionen, Suizid und andere psychische Krankheitsbilder.
Die Wahrheit ist: erst unsere Gesellschaft mit ihren Werten und Normen (und dazu gehört auch das Schulsystem) gibt Menschen mit ADHS das Gefühl, dysfunktional zu sein. Es gibt heute einige Stimmen, die sich gegen die Pathologisierung von ADHS wenden und sie als Teil der normalen Neurodiversität sehen.
Der Psychologe Salif Mahamane (der selbst von ADHS betroffen ist) fasst das in einem TED Talk mit dem schönen Titel “ADHD sucks, but not really” sehr gut zusammen.
Vorurteilen gegenüber ADHS begegnen – das kannst du tun
Dazu kommen bestimmte Vorurteile, die allesamt falsch sind und Menschen mit ADHS diskriminieren. Hier findest du einige Argumentationshilfen, mit denen du diese Vorurteile entkräften kannst.
- Weder das Kind noch die Eltern und ihre Erziehung sind Schuld an ADHS, es handelt sich schlicht um eine kognitive Abweichung zum als normal definierten Denken.
- Medikamente stellen Kinder mit ADHS nicht ruhig, sondern helfen ihnen dabei, den Alltag zu bewältigen und Leidensdruck abzubauen.
- Kinder mit ADHS können sich sehr wohl konzentrieren, solange die Konzentration nicht durch äußere Faktoren wie die Schule oder Selbstregulation vorgegeben wird (sog. unwillentliche Aufmerksamkeit).
Jetzt weißt du, wie du Stereotypen begegnen kannst. Im nächsten Schritt zeigen wir dir, welche Strategien du einsetzen kannst, um deinen SuS mit ADHS das Lernen zu erleichtern und sie im Klassenverband zu stärken.
Wie du deine Klasse ADHS-gerecht gestaltest
Du siehst: Der Schulalltag mit wechselnden Unterrichtsstunden und den sozialen Gegebenheiten des Klassenverbandes ist nicht für Menschen mit ADHS geeignet. Sie haben aber dieselbe Kapazität, Dinge zu erlernen, wie alle anderen Menschen auch - nur eben auf ihre Weise.
Für dich als Lehrkraft hat das weitreichende Folgen. Wir haben einige Tipps für dich zusammengestellt.
Strategien für integrativen Unterricht mit ADHS-Kindern
- Du solltest SuS mit ADHS Freiräume ermöglichen, in denen sie auf ihre Weise arbeiten können.
- Gemeinsame Konzentrationsübungen im Klassenverband können hilfreich sein.
- Signalisiere SuS mit ADHS, dass sie deine Hilfe jederzeit in Anspruch nehmen können und sollen, du aber dafür verbindliche Regeln mit ihnen vereinbaren musst.
- Gib deinen SuS generell ganz klare Vorgaben, was du von ihnen erwartest – das hilft nicht nur den SuS mit ADHS enorm.
- Suche regelmäßig das Gespräch mit den Eltern und Förderstellen.
- Wenn das von dir betreute Kind ADHS-Medikamente einnimmt, musst du dich über die Wirkungsweise und mögliche Nebenwirkungen informieren.
Zum Abschluss stellen wir dir noch einige Unterrichtsmaterialien vor, mit denen du dein Wissen über ADHS vertiefen und im Unterricht anwenden kannst.
1. Das Dopamin-System am Beispiel von ADHS
Dopamin als Botenstoff spielt eine Schlüsselrolle bei der Informationsweiterleitung im Gehirn. Er befindet sich im sogenannten Synapsenspalt zwischen den Neuronen. Wird er ausgeschüttet, empfinden wir ein langfristiges Gefühl von Belohnung, Motivation und Selbstwirksamkeit (im Vergleich zum euphorisierenden aber kurzfristigen Glückshormon Serotonin).
Nach aktuellem Forschungsstand haben Menschen mit ADHS eine geringere Dopamin-Konzentration. Genau nachweisen kann man dies allerdings nicht. Bis heute bildet lediglich das Verhalten die Grundlage einer ADHS-Diagnose.
Ritalin (eines der gängigen Medikamente, die bei ADHS verschrieben werden) erhöht die Konzentration von Dopamin im synaptischen Spalt. Menschen mit ADHS fühlen sich dadurch in der Regel konzentrierter und leistungsfähiger. Menschen ohne ADHS empfinden Ritalin hingegen als Aufputschmittel.
Das eBook des Raabe-Verlags erklärt mit einem fundierten Einstieg in wichtige Gehirnfunktionen die Wirkungsweise von ADHS-Medikamenten. Eine ideale Lektüre, wenn du ein Kind unterrichtest, das ADHS-Medikamente einnimmt. Ritalin ist übrigens nur der Markenname eines ADHS-Medikaments, der Wirkstoff nennt sich Methylphenidat und ist auch in Form von Generika erhältlich.
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2. ADS und ADHS: Was Lehrer tun können
Dieses eBook des AOL-Verlags bietet dir umfassende Hilfestellung, wenn du ein oder mehrere Kinder mit ADHS unterrichtest. Neben einer fachlichen Einführung profitierst du vor allem von zahlreichen Vorlagen für den Unterrichtsalltag, zum Beispiel:
- Einschätzungsbogen für situationsabhängiges Verhalten
- Checkliste für Elterngespräche
- Regelvertrag
- Vereinbarungsvertrag für Eskalationen
- Belohnungsplan
- Schulranzenpackliste
In der Dokumentenvorschau findest du einen AD(H)S-Kriterienbogen, der besonders nützlich ist, um dich auf die Zusammenarbeit mit einem ADHS-Kind richtig vorzubereiten und realistische Erwartungen zu entwickeln.
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3. Die Bedeutung von Bewegung für Kinder mit ADHS
Dass sich der größte Teil des Schulalltags im Sitzen abspielt, ist für Kinder mit ADHS eine große Herausforderung. Umso wichtiger ist es, sie im Sportunterricht gezielt zu fördern und auch sonst immer wieder Bewegung zu ermöglichen. Dieses Arbeitsmaterial des Friedrich-Verlags zeigt dir, wie du kleine Bewegungsübungen in den Unterrichtsalltag integrieren kannst, sodass SuS mit ADHS entlastet werden.
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