Mobbing in der Schule: hilfreiche Maßnahmen und Unterrichtsmaterial
- Was ist Mobbing?
- So erkennst du ein Mobbingopfer
- Es gibt verschiedene Arten von Mobbing
- Cybermobbing: anklicken und schikanieren
- Opfer bleiben häufig für sich
- “Ich sah, wie einer meiner SuS gemobbt wurde. Was nun?”
- Schulische Rahmenbedingungen müssen stimmen
- Mit diesen Methoden sagst du (Cyber)mobbing den Kampf an
- Cybermobbing-Film: Über Folgen für Betroffene diskutieren
- Die Perspektive von Mobbingopfern in der Schule einnehmen
- Rollenspiele gegen Mobbing in der Schule
- Die Placemat-Methode
Mobbing gehört auch an deutschen Schulen für viele Schülerinnen und Schüler zu ihrem Alltag. Daher stehen Lehrkräfte immer wieder vor der Herausforderung, entsprechende Taktiken und Strategien zur Bekämpfung von Mobbing anzuwenden, um mit dem Problem umzugehen.
Es stellen sich oftmals folgende Fragen:
- Wie kannst du als Lehrkraft präventiv gegen Mobbing in der Schule vorgehen?
- Was kannst du tun, um deine Schüler und Schülerinnen über die Folgen von Mobbing zu sensibilisieren?
Wir haben wichtige Informationen rund ums Thema Mobbing sowie Unterrichtsideen und präventive Methoden für dich herausgesucht, die du auch in deinem Unterricht umsetzen kannst.
(Quelle: Jesus Rodriguez / Unsplash)
Was ist Mobbing?
Mobbing bezeichnet Handlungen, durch die Mitschülerinnen und Mitschüler in der Schule schikaniert und gequält werden. Diese Handlungen kommen normalerweise über einen längeren Zeitraum vor. Oftmals handelt es sich hierbei um soziale Aggressionen gegen ein Mitglied der eigenen sozialen Gruppe. Dabei stellt sich immer eine Person oder eine Gruppe von Personen gegen eine einzelne Person.
So erkennst du ein Mobbingopfer
Es gibt einige Anzeichen, an denen du erahnen kannst, dass einer deiner SuS gemobbt wird.
- Die Gemobbten haben keine Lust mehr zur Schule zu gehen.
- Sie ziehen sich zurück.
- Die schulischen Leistungen lassen stark nach.
- Sie werden immer mehr zu Außenseitern/Außenseiterinnen in der Klasse.
Es gibt verschiedene Arten von Mobbing
- Verbales Mobbing: basiert auf dem Verhalten sowie dem Aussehen und Leistungen des Opfers.
- Stummes Mobbing: besteht aus Nichtbeachtung und Verachtung des Opfers.
- Körperliches Mobbing: das Opfer wird verprügelt, gequält, erpresst oder genötigt.
- Cybermobbing: das Mobbing findet im Internet oder über das Handy statt. Es werden Gerüchte gegen andere Personen in Umlauf gebracht und durch die sozialen Medien verbreitet.
Da besonders Cybermobbing in letzter Zeit zugenommen hat, werden wir uns diese Form nun genauer anschauen.
(Quelle: Youtube)
Cybermobbing: anklicken und schikanieren
Vor allem seit der zunehmenden Nutzung mobiler Endgeräte von Jugendlichen ist die Zahl der Cybermobbing-Fälle stark angestiegen. Ein weiterer Grund für die Zunahme ist die noch unzureichende Auseinandersetzung mit der Medienkompetenz der SuS sowohl in der Schule als auch zu Hause. Mobbing spielt in der Schule leider nach wie vor eine Rolle, die Verschiebung dieses Phänomens ins Internet ist eine logische Konsequenz unserer Zeit.
Opfer bleiben häufig für sich
Viele Opfer des “analogen Mobbings” (zum Beispiel auf dem Schulhof) scheuen davor zurück, Hilfe zu suchen. Dies ist bei Cybermobbing noch problematischer, da das Mobbingverhalten nicht direkt im Klassenraum oder schulischen Umfeld stattfindet.
Die Gründe für das Zögern bei der Hilfesuche sind vielfältig:
- Häufig befürchten Opfer eine Verschlechterung der Situation durch das Eingreifen von Erwachsenen – manchmal ist diese sogar bei einer zögerlichen Öffnung gegenüber einer PädagogIn oder Erziehungsberechtigten tatsächlich eingetreten, oder aber die Reaktionen der Erwachsenen waren nicht besonders hilfreich.
- Oftmals fordern Eltern der Mobbingopfer diese auf, die Situation “nicht so ernst” zu nehmen oder sich zu wehren. Eine solche Reaktion führt jedoch nicht selten dazu, dass Mobbingopfer sich noch mehr zurückziehen.
- Ein weiterer, sehr gewichtiger Grund für den Rückzug ist jedoch ein Androhen von körperlicher oder weiterer psychischer Gewalt von Seiten der Täter. Dies führt zu einem extremen Gefühl des Ausgeliefertseins und einer Ohnmacht, welche nicht selten schwerwiegende psychische Auswirkungen auf die Opfer haben können.
Schwerwiegend ist vor allem die Scham, welche zusammen mit einem permanenten Druck präsent und prägend auf die emotionale Entwicklung der Opfer wirkt. Das perfide am Cybermobbing ist vor allem der Verlust privater Rückzugs- und Schutzräume.
“Ich sah, wie einer meiner SuS gemobbt wurde. Was nun?”
Grundsätzlich ist es für dich als Lehrkraft wichtig, die Dynamiken unter den SuS zu beobachten. Da Mobbing und Cybermobbing in der Regel nicht im Klassenraum stattfinden, ist ein besonders wachsames Auge gefragt.
Weiterhin kann häufig eine Verknüpfung zwischen “analogem Mobbing” und Cybermobbing aufgebaut werden. Heutzutage werden SuS, die im Klassenraum gemobbt werden, nicht selten auch im Internet eingeschüchtert.
Solltest du einen Fall von Mobbing beobachten, ist es von großer Bedeutung, ein direktes und vertrauliches Gespräch mit dem oder der Betroffenen zu suchen. Es sollte sich dabei um ein erkennbar
- offenes und
- emphatisches
Gespräch handeln.
Wichtig ist, dass sich die SuS verstanden fühlen, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Diese sollte genutzt werden, um die betroffene Schülerin oder den betroffenen Schüler einzubeziehen.
Als LehrerIn solltest du dir immer die ausdrückliche Zustimmung des Opfers einholen, bevor du konkrete Maßnahmen einleitest. Nur so kann ein sicherer Umgang geschaffen werden.
Wie bereits erwähnt, ist eine der häufigsten Befürchtungen, dass es durch die Thematisierung zu einer Verschlechterung der Situation kommt. Dies sollte um jeden Preis vermieden werden.
Das Mobbing sollte nach Absprache gezielt mit den betroffenen Parteien besprochen werden. Weiterhin kann es für alle SuS gemeinsam in Form eines thematischen Projekts aufgearbeitet werden, welches die gesamte Klasse miteinbezieht.
Präventive Maßnahmen können
- die Empathie unter den SuS steigern,
- sie für Mobbing und Cybermobbing sensibilisieren,
- den konkreten Fall beheben und zukünftige Fälle vermeiden.
Schulische Rahmenbedingungen müssen stimmen
Jede Schule sollte
- Mobbing und Cybermobbing offen thematisieren
- zu verstehen geben, dass es Ziel ist, die Schule zu einem sicheren und mobbing-freien Raum zu machen.
Dafür können neben SchulpsychologInnen und SozialarbeiterInnen vor allem LehrerInnen als vertrauensvolle und offene GesprächspartnerInnen auftreten. Ein entsprechendes Leitbild in der Schulordnung kann ebenfalls als Zeichen gesetzt werden. Die Projektwoche eignet sich besonders gut als Format, um Mobbing und die Folgen aufzuarbeiten.
Als Lehrkraft arbeitest du sowohl mit den SuS, die gemobbt werden, als auch deren Eltern zusammen. Jedoch bist du dabei nicht auf dich alleine gestellt. Zahlreiche Anlaufstellen wie
- Klicksafe
- Cybermobbing-Hilfe oder
- Opferhilfen wie der Weiße Ring
haben neben Aufklärungsmaterialien auch Hilfestellungen für konkrete Fälle. Im schlimmsten Fall sollte natürlich auch die Unterstützung der Polizei in Anspruch genommen werden.
Mit diesen Methoden sagst du (Cyber)mobbing den Kampf an
Cybermobbing-Film: Über Folgen für Betroffene diskutieren
Nicht erst das traurige Schicksal von Amanda Todd zeigt, dass Cybermobbing eine ernste Gefahr für junge Menschen ist.
Ein Weg, die SuS für Cybermobbing zu sensibilisieren und ihnen die gravierenden Folgen für die Betroffenen vor Augen zu führen, ist, mit ihnen ein Fallbeispiel zu besprechen.
Auf YouTube findet man das Video des Teenagers Luke Culhane, das zeigt, wie verletzend Cybermobbing ist. Dessen Geschichte ist zwar fiktiv, aber dennoch wuchtig und eindrücklich:
Vertiefend zu dem Video können die SuS im Anschluss folgende Übungen durchführen:
- eine Mindmap zu den Folgen von Cybermobbing erstellen
- sich in Form eines kurzen Textes erste Maßnahmen zur Unterstützung von Opfern überlegen
Die Perspektive von Mobbingopfern in der Schule einnehmen
Wer einmal selbst die Ohnmacht eines Mobbingopfers erlebt hat, wird vielleicht nie selbst zu einem/einer Täter/-in oder Mitläufer/-in. Es gibt daher zahlreiche Übungen für den Unterricht, mit denen die Situation eines Betroffenen nacherlebt werden kann.
Ein Beispiel:
- Drei Schülerinnen bzw. Schüler, die sich freiwillig gemeldet haben, müssen den Raum verlassen. Die restliche Klasse wird in mehrere Kleingruppen aufgeteilt.
- Jede Gruppe soll sich ein Gesprächsthema suchen. Danach muss jede Gruppe die SuS, die gleich wieder in die Klasse hereingeholt werden, ignorieren und weiter über das festgelegte Thema sprechen.
- Nach der vereinbarten Zeit setzt sich der Schüler oder die Schülerin, der/die das Opfer gespielt hat, in eine Ecke und beobachtet still das weitere Geschehen.
- Dieser Ablauf geht solange weiter, bis alle draußen stehenden Personen einmal die Rolle des Opfers erleben mussten.
- Anschließend werden die „Opfer“ nach ihren Gefühlen und Eindrücken befragt. Aber auch die Kleingruppen äußern sich zu der Frage:
„Wie habt ihr euch in der Situation gefühlt?“
Rollenspiele gegen Mobbing in der Schule
Rollenspiele können dazu beitragen, den Mobbing-Kreislauf zu durchbrechen. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur auf die Täter und Opfer zu konzentrieren, sondern auf alle Akteure, die beim Mobbing eine Rolle spielen.
Zu denen gehören:
- die Täter-Unterstützer/-Unterstützerinnen
- die Opfer-Unterstützer/-Unterstützerinnen
- weitere Außenstehende.
Mobbing wird von einer Gruppendynamik getragen – das muss man bei der Konzipierung der Rollenspiele im Hinterkopf haben.
Kündigst du während deiner Probezeit, entstehen für dich keine Kosten.
Es gibt viele Szenarien, die sich für Rollenspiele zum Thema Mobbing eignen. Etwa schulnahe Szenarien wie das Mobben während der Pause auf dem Schulhof.
- Alle SuS erhalten einen Namen und Charakter.
- Die Charakterbeschreibungen können auf Rollenkarten festgehalten werden, die alle Spielenden vor dem Rollenspiel studieren müssen.
- Wichtig ist zudem die anschließende Auswertung. Die Spielenden berichten dem Publikum, wie sie sich zu verschiedenen Zeiten des Spiels gefühlt haben. Andererseits beschreibt auch das Publikum, was es beim Spielen beobachtet und empfunden hat.
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Die Placemat-Methode
Eine hilfreiche Methode, um das Thema Cybermobbing im Unterricht in Gruppen zu behandeln, ist die Placemat-Methode.
Zentrale Fragen für das Placemat könnten zum Beispiel lauten:
- Was versteht man unter Cybermobbing?
- Was kann man deiner Meinung nach gegen Cybermobbing tun?
Die Schüler und Schülerinnen setzen sich dafür in kleinen Gruppen zusammen. Jede Gruppe erhält einen großen Bogen Papier und zeichnet darauf ein „Placemat“ („Tischdeckchen“) – so sieht ein Placemat übrigens aus.
Im Außenbereich des Placemat hat jede Schülerin und jeder Schüler ein eigenes Feld, in das Antworten und Gedanken zu den gestellten Fragen hineingeschrieben werden.
Nach der Einzelarbeit wird das Placemat weitergegeben, sodass jeder die Gedanken der anderen sieht.
Danach besprechen die SuS die Ergebnisse und einigen sich auf ein gemeinsames Resultat, das sie in das mittlere Feld schreiben. Alle Teilnehmer/-innen setzen ihre Unterschrift darunter. Zum Schluss präsentieren sie ihr Ergebnis vor der Klasse.
Du bist bereits bei meinUnterricht registriert? Dann geht es hier direkt zu den Materialien. Die Placemat-Methode findest du auf S. 6.
Lust auf mehr? Hier geht es zur gesamten kuratierten Kollektion zum Thema Mobbing.
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