Serienstart: Rituale in der Schule – entspannter unterrichten
Warum sind Routinen und Rituale in der Schule wichtig?
Situationen wie diese oder ähnliche kennt und fürchtet wahrscheinlich jede Lehrkraft: Als die SuS (Schülerinnen und Schüler) der 11. das Klassenzimmer betreten, schlägt ein S einem anderen auf den Rücken. Der betroffene S fängt an zu schreien und es gibt enormen Tumult.
Oder: Während die L (Lehrperson) einer 9. etwas Wichtiges erklärt, reden zwei S miteinander. Deshalb verstehen sie den Arbeitsauftrag nicht richtig und machen das Falsche. Als ihre L sie auf den Fehler hinweist, sind sie frustriert und beklagen sich.
Ein letztes Beispiel: Als die SuS einer 2. Klasse in den Sitzkreis wechseln, streiten sich zwei S heftig um den Platz neben ihrer L. Dabei fällt eine S vom Stuhl und beginnt zu weinen. Gerade erst hatten sich deren Eltern bei der L darüber beklagt, dass ihre Tochter in der Klasse gemobbt würde. Als sie beim Abendessen den besorgten Eltern vom Vorfall erzählt, sind diese entsetzt und empört.
Übergangssituationen: die störungsanfälligsten Situationen im Klassenzimmer
Übergangssituationen wie oben beschrieben sind die störungsanfälligsten Situationen im Klassenzimmer. Pro Unterrichtsstunde treten zehn und oft sogar mehr dieser Situationen auf.
Wenn es der Lehrperson gelingt, allein diese Art von Störungen zu reduzieren, fördert sie damit in erheblichem Maße, dass es in ihrer Klasse rund läuft und das unterstützt wiederum die Beziehung zu den SuS, weil sie weniger ermahnen und zurechtweisen muss.
Gleichzeitig steigen ihr Ansehen und ihre positive Autorität bei ihren SuS, weil es ihr auf kompetente Weise gelingt, ein geordnetes Klassenzimmer zu etablieren. Ihre S kooperieren besser und lernen intensiver.
Im Umkehrschluss droht auch gleich eine ganze Reihe negativer Folgen, die aus Unterrichtsstörungen resultieren können. Denn Störungen sind nicht einfach nur nervig und hinderlich für den Unterricht: sie können ziemlich große Kreise ziehen. Nicht zuletzt, weil heute durch die öffentliche Mobbing-Diskussion Eltern aufs Äußerste alarmiert sind.
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Sicherheit und Orientierung durch Routinen und Rituale in der Schule
Rituale und Routinen machen schon unser Leben im Alltag einfacher, geordneter und vorhersehbarer. Auch hier sind sie vor allem in Übergangssituationen, wie z. B. bei Hochzeiten oder Beerdigungen bedeutsam. Stell dir vor, du bist bei einer Hochzeit eingeladen, weißt aber gar nicht, um was es geht und wie man sich dort zu verhalten hat …
Lehrkräften helfen Rituale und Routinen nicht nur dabei, Übergangssituationen durch klare Handlungsanweisungen störungsfrei zu meistern, sie können auch bei unvorhersehbaren Ereignissen Unterstützung leisten. Denn weiß eine L nicht, wie sie bei einer Störung reagieren soll und verliert darüber die ganze Klasse aus dem Blick, kommt es schnell zu noch mehr Unruhe in der Klasse.
Und nicht zuletzt helfen sie auch den SuS. Denn auch für sie machen Rituale und Routinen den Unterricht vorhersehbarer und übersichtlicher.
Die wichtigsten Routinen und Rituale für den Unterricht
In den nächsten Beiträgen lernst du die wichtigsten Rituale und Routinen kennen. Dazu gehören Rituale:
- um Ruhe vor wichtigen Ansagen herzustellen, sogenannte "Ruherituale"
- zum Wechseln vom Sitzkreis an den Platz
- zum Betreten des Klassenzimmers
- zum Einholen von Schülerfeedback
- für die Schlussphase von Kleingruppenarbeit
>>Hier geht es zum ersten Beitrag: Ruherituale für den Unterricht
Einen Überblick über alle bisher erschienen Beiträge findest du hier.
Über den Autor
Christoph Eichhorn arbeitet seit über 20 Jahren beim Schulpsychologischen Dienst Graubünden, mit Schwerpunkt CLASSROOM-MANAGEMENT (CM). Er bietet dazu Vorträge, Workshops und Coaching für Lehrpersonen und Schulen an. Darüber hinaus hat er ein CM-Training für die Lehrerfortbildung in Bulgarien und der Slowakei entwickelt. Seine Artikel und Bücher erscheinen in verschiedenen Sprachen.
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