Umgang mit Unterrichtsstörungen
- Was sind Unterrichtsstörungen? (Definition)
- Beispiele von Unterrichtsstörungen
- Ursachen von Unterrichtsstörungen
- Was tun gegen Unterrichtsstörungen?
- Maßnahmen zur Prävention von Unterrichtsstörungen
- Richtiger Umgang mit Unterrichtsstörungen
- Meistert Unterrichtsstörungen mit unseren Online-Fortbildungen
- Fortbildungskurs: Unterrichtsstörungen fair begegnen
- Fortbildungskurs: Endlich Ruhe im Klassenzimmer

Zuspätkommen, Gespräche, nicht gemachte Hausaufgaben, Beleidigungen – manchmal scheint der Alltag von Lehrkräften aus einer Aneinanderreihung von Unterrichtsstörungen zu bestehen. Und das ist leider gar nicht mal so falsch beobachtet: statistisch gesehen wird alle 2,6 Minuten der Unterricht durch Schüler:innen gestört. Konzentriertes, kontinuierliches Lehren und Lernen ist unter diesen Umständen oft eine Herausforderung.
Um euch dabei zu unterstützen, haben wir im Folgenden einige Tipps gesammelt, wie ein pädagogisch sinnvoller Umgang mit Unterrichtsstörungen aussehen kann und mit welchen präventiven Maßnahmen ihr Störungen vermeidet.
Was sind Unterrichtsstörungen? (Definition)
Was genau ist unter dem Begriff Unterrichtsstörung zu verstehen? Ist es schon eine Störung, wenn zwei Schüler:innen sich flüsternd über etwas austauschen? Ein/e schusselige Kolleg:in aus dem Nebenraum klopft und sich Kreide ausleiht? Nun – es kommt darauf an.
Laut PD Dr. Gert Lohmann handelt es sich bei Unterrichtsstörungen um all diejenigen Ereignisse, die das Lehren und Lernen beeinträchtigen, unterbrechen oder gar unmöglich machen. Mit anderen Worten, es hängt vom subjektiven Empfinden der Lehrer:innen und Schüler:innen ab, was als Unterrichtsstörung wahrgenommen wird.
Und genau darin liegt die Herausforderung: Da jeder auf seine individuelle Weise auf eine Situation reagiert, ist störungsfreier Unterricht, so der Pädagoge Gert Lohmann, eine didaktischen Fiktion. Unterrichtsstörungen gehören – jetzt müsst ihr stark sein – unausweichlich zum Unterricht dazu.
Was genau zählt denn dann zu Unterrichtsstörungen?
Beispiele von Unterrichtsstörungen
Nach Lohmann gibt es verschiedene Arten von Unterrichtsstörungen, die sich wie folgt aufteilen:
- Verbales Störverhalten: Dazu zählen alle unerwünschten verbalen Äußerungen wie bspw. vorlautes Verhalten, Zwischenrufe, Beleidigungen, Schwätzen.
- Mangelnder Lerneifer: Dies äußert sich unter anderem durch Desinteresse, Unaufmerksamkeit oder geistige Abwesenheit der Schüler:innen.
- Motorische Unruhe: Hierzu gehören Zappeln, das Kippeln mit Stühlen, unaufgefordertes Herumlaufen im Klassenzimmer.
- Aggressives Verhalten: Schüler:innen neigen zu Wutanfällen, greifen andere Mitschüler:innen an oder beschädigen Sachen im Klassenzimmer.
Ursachen von Unterrichtsstörungen
Zu den Ursachen von Unterrichtsstörungen gehören unter anderem:
- geringes Selbstwertgefühl
- zu wenig Schlaf
- Langeweile
- körperliche Ursachen (z. B. Dyslexie)
- neurobiologische Ursachen (z. B. ADHS)
- Umwelt (Erziehungsstil, zu große Erwartungen an das Kind usw.)
- Bedingungen in der Schule/im Unterricht (Über- oder Unterforderung)
- Pubertät
- Gruppenzwang
Ihr seht: Die Gründe für Unterrichtsstörungen sind komplex und vielfältig. Bevor ihr euch also an Präventions- oder Interventionsmaßnahmen macht, versucht herauszufinden, was wirklich dahinter steckt. Vergleicht dazu Beurteilungen mit anderen Lehrkräften. Wechselt die Perspektive. Führt Gespräche. Hinterfragt aber auch euer Verhalten und euren Unterricht. Die SuS geben euch durch ihr Verhalten unbewusst verschlüsselte Botschaften mit, die es für euch zu entschlüsseln gilt. Aber natürlich gilt dabei auch: Ihr könnt nicht alle Konflikte auf dieser Welt lösen. Am Ende des Tages müsst ihr euch auf euer Steckenpferd konzentrieren: Klassenführung und die richtigen Rahmenbedingungen im Unterricht.
Kommen wir nun von der Theorie zur Praxis – welche Maßnahmen gegen Unterrichtsstörungen helfen wirklich?
Was tun gegen Unterrichtsstörungen?
Für den richtigen Umgang mit Unterrichtsstörungen haben wir ein paar interessante Strategien für euch rausgesucht. Zuerst findet ihr hilfreiche Hacks, mit denen ihr Unterrichtsstörungen vorbeugen könnt, gefolgt von Maßnahmen, die ihr einleiten könnt, sollten doch welche auftreten.
Lasst euch inspirieren!
Maßnahmen zur Prävention von Unterrichtsstörungen
Bevor ihr euch fragt, was ihr im Falle einer Unterrichtsstörung tun könnt, solltet ihr euch eine andere Frage stellen: „Was tue ich, damit nicht …?” Mit anderen Worten: Auf die Prävention kommt es an. Mit den richtigen Maßnahmen könnt ihr viele Konflikte verhindern, bevor sie überhaupt entstehen.
- Prävention durch breite Aktivierung
Wodurch werden eure Schüler:innen wach und aufmerksam? Wie könnt ihr alle mit einbeziehen? Das Prinzip der breiten Aktivierung dreht sich um etwas ganz Grundlegendes: Einen interessanten und aktivierend geführten Unterricht, der so viele Schüler:innen wie möglich anspricht.
Dafür spielen didaktisch-methodische Aspekte eine Rolle, interessante Inhalte, anregende und vielfältige Lehrmethoden sowie ein lebendiger Lehrvortrag.
Aber auch gezielte Verhaltensweisen können positiv auf eine breite Mobilisierung einwirken. Zum Beispiel wandernde Blicke bei einer Frage der Lehrkraft an die ganze Klasse, gut verteiltes Aufrufen oder durch breit gestreute kleine Leistungskontrollen zwischendurch.
- Prävention durch Unterrichtsfluss
Ein „fließender” Unterricht ohne große Verzögerungen und Unterbrechungen sollte euer Ziel sein. Denn alles, was von den Schüler:innen als »Wartezeit« oder als Geschehen jenseits des eigentlichen Unterrichts empfunden wird, kann Unruhe fördern: Beispielsweise das Aufbauen von Geräten, das Austeilen von Materialien oder das Einsammeln von Geld. Auch längere Dialoge der Lehrkraft mit einzelnen SuS gehören dazu.
Was ihr also tun könnt? Bereitet den Unterricht gut vor, sorgt für glatte Übergänge zwischen verschiedenen Aktivitäten, vermeidet Wartezeiten sowie unnötige Kommentare zu irgendwelchen Nebenaspekten.
Wie ihr Übergänge in den Griff bekommt und Übergangssituationen meistert, erfahrt ihr anhand praktischer Beispiele in der Beitragsreihe Classroom Management.
- Prävention durch klare Regeln
Das Arbeiten mit Regeln ist die am weitesten verbreitete Präventionsstrategie. Es gibt so viele Regeln für so viele Situationen und sie alle aufzulisten, würde hier deutlich den Rahmen sprengen. Daher eher eine Anmerkung als ein konkreter Regelvorschlag: Versucht euch mit eurer Klasse auf eine überschaubare Zahl von Regeln zu beschränken, die einleuchtend sind und als fair empfunden werden.
Mehr zu Regeln und wie ihr sie in eurer Klasse einführen könnt, findet ihr auf unserem Blogbeitrag zum Klassenklima.
- Prävention durch Präsenz- und Stoppsignale
Oft werden Unterrichtsstörungen erst groß, weil die Lehrkraft es verpasst sofort einzugreifen oder nicht präsent genug ist. Ihr kennt das vielleicht auch: Sobald die SuS spüren, dass sie unbeobachtet sind, fangen sie an herumzualbern. Klassiker sind z.B.: lange der Klasse mit dem Rücken zugewandt sein, um etwas an die Tafel zu schreiben. Oder von Schüler:in zu Schüler:in zu schreiten, um die Hausaufgaben zu kontrollieren.
Also vermeidet Situationen, in denen eure Klasse (oder einzelne Schüler:innen) zu lange unbeobachtet sind. Dies könnt ihr z.B. durch eine Sitzordnung erreichen, die euch eine gute Übersicht verschafft und es ermöglicht, alle Schüler:innen so gut wie immer zu sehen. Ein No-Go ist es zum Beispiel, die Tische hintereinander zu stellen, da ihr so niemals alle Schüler:innen gleichzeitig überblicken könnt. Eine Übersicht über verschiedene Sitzordnungen mit ihren individuellen Vor- und Nachteilen, findet ihr hier.
Übrigens: Seid präsent! Nehmt Augenkontakt mit störenden Schüler:innen auf und signalisiert ihnen durch eure Körpersprache, dass ihr sie „im Visier” habt. Ihr könnt zum Beispiel ein paar Schritte auf die störenden SuS zu gehen, während ihr weiter über das Stundenthema redet. Oder ihr stellt euch zwischen oder vor die Störenden.
Richtiger Umgang mit Unterrichtsstörungen
Auch mit präventiven Maßnahmen können nicht alle Unterrichtsstörungen vermieden werden. Das ist auch nicht notwendig. Die folgenden Strategien helfen euch dabei, im Fall der Fälle entsprechend zu handeln.
- Reagiert sofort: Sobald Unterrichtsstörungen auftreten, ist eure Reaktion gefragt. Lasst keine Diskussionen zu und stellt sicher, dass die Angelegenheit nicht eskaliert.
Tipp: Nicht immer reichen positive Verstärker oder Belohnungssysteme aus, um die Schüler:innen zur Einhaltung der Regeln zu motivieren. Reagiert zur Abwechslung ohne viele Worte auf Unterrichtsstörungen und zieht bspw. eine rote Karte.
- Bleibt ruhig: Reagiert souverän und bleibt möglichst gelassen. Wut und Angst verschlimmern die Situationen eher.
- Sucht das Gespräch: Bittet den Schüler bzw. die Schülerin, euch nach dem Unterricht aufzusuchen, um die Ursache der Unterrichtsstörung herauszufinden und angemessenes Verhalten zu besprechen.
- Bittet um Hilfe: Auch Lehrer:innen stoßen manchmal an ihre Grenzen. Wenn Gespräche mit den Schüler:innen nicht mehr helfen und ihr es alleine nicht schafft, die Unterrichtsstörungen zu bewältigen, bittet um Hilfe. Sprecht mit der Schulleitung oder schaltet ggf. externe Beratungsstellen (z. B. Jugendhilfe, Therapeuten) ein.
Tipp: Wie ihr seht, ist der Maßnahmenkatalog bei Unterrichtsstörungen sehr umfangreich. Ein Beobachtungsbogen ist eine weitere, effiziente Methode, um Unterrichtsstörungen zu erfassen und zu analysieren. Probiert es auch in eurer Klasse aus!
Meistert Unterrichtsstörungen mit unseren Online-Fortbildungen
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Fortbildungskurs: Unterrichtsstörungen fair begegnen
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